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PETE DEXTER - God's Pocket
recht treffender (wenn auch etwas umständlicher) Kommentar von irgend'ner Krimibuchhandlung im Internetz (da muss ich mir nicht selber einen abbrechen...):
„God's Pocket“ ist das Viertel der „kleinen“ Leute im Philadelphia der 50er Jahre. Hier kennt jeder jeden, man weiß so ziemlich alles voneinander. Die Menschen im Viertel müssen sich nicht unbedingt mögen, aber sie respektieren einander. Schon allein deshalb, weil es ihrer Meinung nach wenig anderes zu respektieren gibt, man weiß letztlich zu wenig von dem, was draußen vor sich geht. Leon Hubbard fällt da gewaltig aus dem Rahmen. Jeder fürchtet ihn, er hat keine Lust zu arbeiten, hat ständig Ärger mit so ziemlich jedem, und gilt allgemein einfach als miese und gefährliche Ratte. Gewalttätig, unberechenbar und launisch schlägt er sich im wahrsten Sinne des Wortes durchs Leben.
Aus purer Langeweile nimmt er einen Job als Maurer an. Verärgert ob der Tatsache, dass ein Teil des Bautrupps offensichtlich gerne und engagiert zu Werke geht, beschließt er, die Gruppe zu spalten und auch hier für Stunk zu sorgen. Er sucht sich das vermeintlich schwächste Glied der Maurerkolonne aus, und beginnt diesen zu drangsalieren und zu provozieren. Der bejahrte Farbige Lucien Edwards Junior jedoch, lebenserfahren und ruhigen Gemüts, lässt sich nicht provozieren. Erst als ihn Leon mit einem Messer bedroht und verletzt, wehrt er sich und erschlägt den Störenfried.
Alle haben es gesehen, doch keiner der Arbeiter widerspricht der Version des weißen Vorarbeiters Coleman Peets. Er erklärt den Ärzten und der Polizei, dass es sich um einen von einem Drehkran verursachten tragischen Arbeitsunfall handele. So könnte also alles einfach weiterlaufen, käme da nicht Richard Shellburn ins Spiel, der bei der Daily Times in seiner Kolumne jeden Tag über die kleinen Leute berichtet, die kämpfen, nie aufgeben und die Zähne zusammenbeißen. So stellt es sich zumindest seinen Lesern dar. Tatsächlich ist er ein Zyniker, der mittels einer wohlsortierten Palette an Stichworten den Pöbel bedient. Ausgerechnet Leon Hubbard wird von ihm nun an als „guter Mensch“ und hoffnungsvolle Symbolfigur von God's Pocket verklärt.
Bei Pete Dexters Romandebüt aus dem Jahr 1983 fallen gleich mehrere Punkte auf: „God's Pocket“ ist weniger hart, gewalttätig und düster als die beiden anderen ins Deutsche übersetzten Romane „Train“ und „Paris Trout“. Die Story des Romans scheint anfangs eher unspektakulär und teilweise gar (für diesen Autor überraschend) komisch daher zu kommen, allerdings bleibt es nicht bei diesem ersten Eindruck. Wie das Badewasser einer jeden Wanne hin zum Abfluss strebt, so taumeln die Menschen in „God's Pocket“ unaufhaltsam dem Abgrund entgegen. Mit schwarzem, bitterem Humor schildert Pete Dexter die Begebnisse rund um die Beerdigung von Leon Hubbard, das plötzliche Interesse der Mafia an dessen Tod und die Verklärung seines Wesens seitens der Bewohner von God's Pocket. Die Erklärung, wie ein Mensch zweimal sterben kann, setzt dem Zynismus schließlich die Krone auf.
Zum Ende des Romans beweist Richard Shellburn ein einziges Mal Rückgrat. Dass ihm dieses dann ausgerechnet von seinen ehemaligen Lesern und Bewunderern gebrochen wird, ist ebenso tragisch wie grotesk. Aber eben auch ein grandioses Ende eines ganz famosen Romans.
Mal wieder hervorzuheben sind die Übersetzungskünste von Jürgen Bürger, diesmal in Zusammenarbeit mit Kathrin Bielfeldt.
Lesenswert! (sagt Heinz)
RE: Now Reading
in Quasselecke 23.07.2010 22:00von incredible hot pot™ • Besucher | 1.478 Beiträge
klingt eigentlich ganz interessant....
hab grad das hier gelesen.
geschrieben ua von dem schauspieler von dr. house. die story ist ne ziemlich seichte agentengeschichte aber der erzählstil machts sehr witzig, sogar in der übersetzung, und die story nimmt öfter unerwartete wendungen. durchaus lesenswert.
RE: Now Reading
in Quasselecke 24.07.2010 14:04von incredible hot pot™ • Besucher | 1.478 Beiträge
Denis Johnson - Ein gerader Rauch
850 Seiten-Schwarte Roman, spielt vor und während des Vietnamkriegs (also 60er Jahre, ihr Torfköppe). Undercover-Aktivitäten, Doppelagenten, Soldaten ausser Rand und Band. Für letztere gilt: Zu Hause Knast und Fabrik (abwechselnd) und finanziell abgebrannte Familienrudimente, in Vietnam hingegen (töröö!) Nutten, Alkohol und Selbstzerstörung. In erster Linie geht's jedoch um geheime Aktivitäten im tropischen Dschungelgebiet, auch aus den Nachbarländern aus und tw. auch bereits im Vorfeld des Krieges operierend. Ein Killer vom BND (!) kommt auch vor. Killt u. a. mit Pfeile-Blasrohr, way out.
Hat seine starken Momente, ist aber etwas quälend (weil eben dick) zu lesen, wenn gerade mal nicht gekillt oder gedrogt wird. Dann wird's nämlich philosophisch.
Fazit: Eine 3+. Wahrscheinlich gut als Buch für den Urlaub, wenn man viel Zeit hat. Hat übrigens den "National Book Award 2007" bekommen. Gibt's als Paperback für schlappe 12,00 €.
Denis Johnson hat übrigens auch krasse (kürzere) Kriegsreportagen (also selbst dabei) über die Afrikanischen Bürgerkriege geschrieben, Liberia (starring Charles Taylor und Prince Johnson), Somalia (Warlord Aidid) und so...
Anekdoten aus der 80er/frühen 90er Hoolszene inkl. "Besuchen" im wilden Osten etc.
(Fremdtext, passt aber, sehr kurzweiliges Buch, witzig und nicht hohl geschrieben):
"Die Hamburg Hooligans (später, etwas irreführend angesichts der aktuellen Trends, Hamburg Ultras genannt) waren sicher nicht der härteste deutsche Fußballmob. Aber ihre außergewöhnliche, skurrile Zusammensetzung voller schräger Typen und echter Hamburger Originale macht diesen Teil des Hamburger Anhangs auch für Fußballfans anderer Vereine interessant. "In kleinen Gruppen, ohne Gesänge" hat dabei, was vielen anderen Büchern zum Thema abgeht: Eine gesunde Prise Humor und den Ansatz, das Geschehen rund um die dritte Halbzeit nicht allzu ernst zu nehmen."
RE: Now Reading
in Quasselecke 06.08.2010 13:43von ich bin der nackte golfer • Besucher | 1.573 Beiträge
Märta Tikkanen - Wie vergewaltige ich einen Mann
Inhalt jetzt mal egal. Ist irgendwie komisch feministisch nervig, alle Männer sind total böse und doof, selbst ihr Sohn (16) wird am Ende des Buchs zum Vergewaltiger. Ansonsten kann mans mal lesen, aber es hat halt diesen Anti-Männer- und "arme Frau"-Beigeschmack der ziemlich störend ist.
Zitat von ich bin der nackte golfer
Märta Tikkanen - Wie vergewaltige ich einen Mann
Inhalt jetzt mal egal. Ist irgendwie komisch feministisch nervig, alle Männer sind total böse und doof, selbst ihr Sohn (16) wird am Ende des Buchs zum Vergewaltiger. Ansonsten kann mans mal lesen, aber es hat halt diesen Anti-Männer- und "arme Frau"-Beigeschmack der ziemlich störend ist.
....würde ich nichtmal im traum dran denken das buch in die hand zu nehmen bei dem titel. das ist so als schau ich in die tv zeitung und ein film heisst ääh.."zeit für sehnsucht". no chance
RE: Now Reading
in Quasselecke 06.08.2010 15:05von ich bin der nackte golfer • Besucher | 1.573 Beiträge
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