KOLLEGAH
Liebes Tagebuch,
Auch ein stets ein eisernes Pokerface wahrender "Überboss", wie ich bekanntermaßen meine Wenigkeit in aller Bescheidenheit überaus treffend selbst zu titulieren pflege, hat durchaus dann und wann einmal einen Zugang zu simplem, niederem Klamauk und lässt sich mitunter gar ein (bei Betrachtung unter Mikroskopen erkennbares) minimales, ein My eines spöttischen Lächelns andeutendes, in milisekundenschnelle wieder verfliegendes Mundwinkelzucken aus dem kaiserlichen Stahlantlitze entlocken.
So beispielsweise heute, als ein - hört, hört! - Zirkusbesuch anstand.
Die bunten Farben des Zirkuszeltes, die gutgelaunten Trompeter, das mannigfaltige exotische Tieraufgebot, die forschen Dompteure, die grazilen Seiltänzerinnen, der Flair des Nomadenlebens einfachster Menschen… ja, die Welt des Zirkus bietet eine ganz besondere Faszination.
All dies darf jedoch kein Freischein zur völligen Narrenfreiheit sein, wie der an diesem Abend auftretende Clown "Harry" wohl fälschlicherweise annahm, als er in all seiner frevelhaften Tolldreistheit dem (selbstredend) in der 1. Reihe fürstlich Platz genommen habenden Bosslord per Westentaschenblumenscherzartikel einen Wasserstrahl entgegen spritzte.
Dass der übermotivierte Komiker kurz darauf nach einem wohlplazierten Uppercut seitens des gelobpreisten Überbosses in den Kabeln der unter dem Zirkuszelt angebrachten Spotlightscheinwerfer hängen würde, war absehbar.
Die Reaktion des Publikums jedoch nicht unbedingt. Dieses hielt den Gewaltakt nämlich offenbar für einen Inetgralteil der Show, was der entfachende, frenetische, dem Überboss geltende Szenenapplaus in aller Deutlichkeit implizierte.
Und so war es dann am Ende trotz zeitweilen drohender gewaltsamer Eskalation doch noch ein rundum amüsanter und gelungener Abend für den königsgeschlechtlichen Boss samt seiner Schlossbelegschaft, sowie für die übrigen im Publikum anwesenden Vertretern des gemeinen Fußvolkes.
In diesem Sinne eine angenehme Nachtruhe voll frivoler Träume wünschend verbleibt
Herzlichst,
Dein Boss